More information +

Rot. Gelb. Blau. Diese drei Primärfarben haben sich zum Gesicht der Künstlervereinigung De Stijl entwickelt. Wenngleich Rot, Gelb und Blau geradezu archetypisch für die Strömung anmuteten, so waren die Ideen der einzelnen Mitglieder doch ausgesprochen verschieden. Piet Mondriaan, Theo van Doesburg, Bart van der Leck, Gerrit Rietveld, Georges Vantongerloo und Vilmos Huszár haben ihre jeweils ganz eigene Farbvision formuliert.

Piet Mondriaan (1872-1944, NL), Theo van Doesburg (1883-1931, NL), Bart van der Leck (1876-1958, NL), Gerrit Rietveld (1888-1964, NL), Georges Vantongerloo (1886-1965, BE), Vilmos Huszár (1884-1960, HU), Barnett Newman (1905-1970, US), Josef Albers (1888 – 1976, DU), Richard Paul Lohse (1902 – 1988, CH), Jasper Johns (1930, US), Yves Klein (1928 – 1963, F), Robert Ryman(1930, US), Piero Manzoni (1933 – 1963, IT), Alan Charlton (1948, GB), Richard Serra (1939, US), Joseph Kosuth (1945, US), Poul Gernes (1925 – 1996, DK), Olafur Eliasson (1967, DK), De Rijke/De Rooij (1970 - 2006 / 1969, NL), Katja Mater (1979, NL), Jan van der Ploeg (1959, NL), Steven Aalders (1959, NL), Roy Villevoye (1960, NL), Fransje Killaars (1959, NL)

Die Kunsthal KAdE geht auf den Farbgebrauch der sechs Protagonisten des Stijl ein und skizziert, wie Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg die autonome Kraft von Farben weiteruntersuchten: vom abstrakten Expressionismus und der konkreten Kunst der 1960er und 1970er Jahre bis hin zu heutigen Künstlern, die Farbe als selbständiges Element verstehen. Zu sehen ist unter anderem „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue III“ von Barnett Newman und das Triptychon „Untitled“ von Jasper Johns – beides Leihgaben des Stedelijk Museum. Das Van Abbemuseum stellt eine Maquette des Entwurfs für den Großen Saal des Café-Theaters Aubette in Straßburg von Theo van Doesburg sowie Werke von Piero Manzoni, Richard Serra und Joseph Kosuth zur Verfügung. Aus dem Studio von Olafur Eliasson kommt die Lichtinstallation „Ephemeral afterimage star“ (2008).

Die Ausstellung wird im Rahmen des nationalen Themajahrs „Von Mondriaan zu Dutch Design“ organisiert, in dem der Gründung der Zeitschrift De Stijl in Den Haag, Amersfoort, Utrecht, Otterlo, Eindhoven, den nördlichen Niederlanden und Gelderland gedacht wird. „Die Farben von De Stijl“ ist vom 6. Mai bis 3. September 2017 zu sehen.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine Kabinettserie, in der die Positionen der jeweiligen Künstler präsentiert werden. Mondriaan durchlief mit seinem Farbgebrauch verschiedene Phasen: von naturalistisch in Richtung Hell dann Braun/Grau daran anschließend Primärfarben. Danach wendete er sich einer reicheren Palette mit Rot-, Gelb- und Blautönen zu. Van Doesburg und Huszár vertraten die Theorien des Chemikers Wilhelm Ostwald, der dem Untermischen von Weiß und Schwarz große Bedeutung beimaß. Dies wird in einem Artikel in der Zeitschrift De Stijl aus dem Jahr 1920 beschrieben. Van der Leck betrachtete Farbe vor allem als Mittel, um seine Figuren „essentieller“ zu gestalten. Vantongerloo entwickelte eine ganz eigene Farbentheorie, in der er Farben- und Musiklehre mit pseudo-mathematischen Formeln miteinander in Verbindung brachte. Dies war der Ausgangspunkt für sein System mit sieben Hauptfarben. Für Rietveld spielte Farbe eine dienende und unterstützende Rolle, wobei die Wahrnehmung des Betrachters für ihn einen wichtigen Platz einnahm, ebenso wie dessen Fähigkeit, die Primärfarben am deutlichsten zu unterscheiden.

Was die Künstler miteinander verband, war das Streben nach Farbe als ein autonomes Element „aus der Kunst“ und nicht „aus der Natur“. Von dieser Idee ausgehend, sollte der Zusammenhang der Farben zu „Harmonie“ führen. Dieser forschende und analysierende Blick der Neoplastizisten auf Farbe fand auch nach den Hochtagen von De Stijl viel Beachtung.

Neben wichtigen Beispielwerken der ausgewählten Künstler zeigt die Ausstellung auch Dokumente ihrer maßgeblichen Farbkonzepte – von Zeichnungen und Briefen bis hin zu Texten, Büchern und Beispielen ihrer Farbtheorien. Es wird auch auf die Farbenlehre von Wilhelm Ostwald eingegangen.

In zwei Kabinetten stehen spezifische Themen im Mittelpunkt: die Einrichtung der Aubette in Straßburg (1928) von Theo van Doesburg und die Entwürfe für Flugzeuginterieurs von Gerrit Rietveld aus den 1950er Jahren. Tischler Erwin Kwant baut anhand einer Skizze von Rietveld die Lounge einer Lockheed L-188 Electra im Maßstab 1:1 nach.

Das Segment über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt mit dem Meisterwerk „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue III“ von Barnett Newman aus dem Stedelijk Museum. Newman wollte seine Primärfarben vom Joch des Stijls und der Didaktik befreien und ihnen ihre Expressivität zurückgeben. Newman fand vor allem das Werk von Mondriaan dekorativ. Da die Neoplastizisten sich die Primärfarben angeeignet hatten, scheuten die abstrakten Expressionisten vor ihnen zurück. Newman forderte die Farben wieder ein.
Neben Newman sind auch Josef Albers und Richard Paul Lohse zu sehen. Sie gehören zu den wichtigen Farbtheoretikern, die vor allem unter Künstlern viel Einfluss hatten. Ferner wird auch Yves Klein mit seinem patentierten Blau gezeigt.

Die Ausstellung präsentiert auch die konzeptionellen Positionen gegenüber Farben in den 1960er und 1970er Jahren. Dazu zählen Künstler wie Piero Manzoni und Robert Ryman (bei dem Weiß im Mittelpunkt stand – als objektive Nichtfarbe), Alan Charlton (Grau als die neutralste Farbe überhaupt), Richard Serra (Tiefschwarz als architektonisches Element) und Joseph Kosuth (die Definition von Farbe). Dieser Block endet mit dem Werk des dänischen Künstlers Poul Gernes, der sich in seinen Farbstudien auf die Suche nach der sozialen Bedeutung von Kunst gemacht hat. Dies zeigt sich in den überschwänglichen Farbschemen für die Wände des Herlev Hospitals in Kopenhagen (1968-76).

Der letzte Teil der Ausstellung gilt zeitgenössischen Künstlern. Olafur Eliasson präsentiert eine Lichtinstallation, in der das Mischen von Farben mit Licht die Hauptrolle spielt. Eliasson ist von Spektralfarben fasziniert, die als natürliches Phänomen beispielsweise im Regenbogen vorkommen. Im Videokabinett steht die Medien-Installation „Orange“ von De Rijke/De Rooij, in der sie mit 88 Dias thematisieren, wie schwierig das Festlegen von Orange auf Zelluloid ist. Katja Mater ist fasziniert von der Farbenlehre Isaac Newtons: Licht besteht aus sieben Farben. Mater beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass rund drehende Farbkreise zu farbigen Mischformen führt (unter optimalen Umständen verschmelzen die Farben zu Weiß). Mater wiederholt Experimente, die im Laufe der Geschichte der Farbenlehre bereits häufiger durchgeführt wurden. Bei ihr jedoch handelt es sich eher um einen Dekonstruktionsprozess. Mater ist für die Ausstellung ab Beginn 2017 artist in residence in der Atelierwohnung von Theo van Doesburg in Meudon, einem Vorort von Paris.
Steven Aalders arbeitet mit straff geordneten Kompositionen horizontaler und vertikaler Linien und Blöcken, die er pro Serie aus spezifischen Farbschemen aufbaut. Häufig zieht er dabei Beispiele aus der Kunstgeschichte zu Rate. Jan van der Ploeg malt monumentale Wandmalereien mit repetierenden geometrischen Mustern in stark prononcierten Farben. Roy Villevoye nimmt eine anthropologische Position ein. Er reist bereits seit vielen Jahren nach Papua-Neuguinea und arbeitet dort mit der einheimischen Bevölkerung. Er geht vor allem auf ein T-Shirt-Ritual innerhalb der dortigen Kultur ein. Drei Papua posieren in Shirts in den Druckfarben Magenta, Zyan und Gelb: ein Zusammenstoß von in der westlichen Welt überall sichtbaren Farben, die es im Urwald nicht gibt. Die Papua haben kein Wort für Farbe.

Das Stijl-Jahr, Kooperation Amersfoort-Utrecht

Die Ausstellung „Die Farben von De Stijl“ wird im Rahmen des Themajahrs „Von Mondriaan zu Dutch Design“ organisiert. Diese landesweite Kampagne ist unter anderem in Utrecht, Den Haag, Eindhoven, Otterlo, Drachten und Winterswijk zu sehen.

Die Städte Amersfoort und Utrecht haben sich zu einer eigenen Kooperation zusammengeschlossen. Das NBTC Holland Marketing arbeitet an der internationalen Werbung intensiv mit. Neben Rembrandt, Vermeer und Van Gogh ist Mondriaan mit Escher und Nijntje einer der drei neuen Ausgangspunkte für die internationale Werbung. Alle am Stijl-Jahr beteiligten Städte leisten einen finanziellen Beitrag zu diesem internationalen Werbeprogramm. Das Programm in der Region Utrecht besteht aus „Die Farben von De Stijl“ in der Kunsthal KAdE (Sommer 2017), dem Umbau des Mondriaanhuis in Amersfoort zu einer Mondriaan Experience (Eröffnung 7. März 2017), der Ausstellung „Rietveld’s Masterpiece“ im Centraal Museum in Utrecht (Frühjahr 2017, über das Rietveld-Schröderhuis), einer Präsentation zu den Rietveld-Pavillons im Rietveld Paviljoen in Amersfoort (Herbst 2017) und einer Ausstellung über Dutch Design im Centraal Museum (Herbst 2017). Außerdem wird an der Markierung eines speziellen Fahrradwegs zwischen Utrecht und Amersfoort im Stijl-Motiv gearbeitet. Der entsprechende Auftrag wurde dem Utrechter Künstler Boris Tellegen gegeben.

Archive