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ausstellungen dubossarsky und vinogradov
Vertikaler Text

Dubossarsky & Vinogradov, Maler des russischen Lebens

04.05.2013 - 25.08.2013

Umfrage zu den russischen Malern Vladimir Dubossarsky (1964) und Alexander Vinogradov (1963) im Rahmen des Niederländisch-Russischen Jahres 2013.

Künstler(innen):
Wladimir Dubossarski
Alexander Winogradow

Im Rahmen des Niederländisch-Russischen Jahres 2013 präsentiert die Kunsthal KAdE diesen Sommer eine Retrospektive der russischen Maler Vladimir Dubossarsky (1964) und Alexander Vinogradov (1963). Das Duo begann 1994 zusammenzuarbeiten und hat in den letzten 18 Jahren ein reichhaltiges Werk mit einer Bildsprache geschaffen, die eine Mischung aus sozialistischem Realismus, Pop Art, Neobarock und Camp umfasst.

Das erste Werk des Malerduos war ein Porträt des Malerhelden Picasso, der am Ufer der Moskwa mit dem Kreml im Hintergrund posierte. Als ob Lenin selbst dort stehen würde. Damals - Mitte der 1990er Jahre - war dies ein künstlerisches Statement ersten Ranges. Es war die Zeit, als die Reformpolitik (Perestroika) unter Gorbatschow gerade begann, Gestalt anzunehmen. Das heutige Russland - frei und "westlich" - war noch weit entfernt. In der Tat war noch kein Platz, um den sozialistischen Realismus als "Sprache" auf ironische Weise zu verwenden. Und schon gar nicht in Künstlerkreisen, wo die Avantgarde konzeptuell und performativ arbeitete. "Die Kunst der damaligen Zeit war aggressiv oder depressiv"sagt Vladimir Dubossarsky in einem Interview mit der Zeitschrift ArtNews, "Wir haben beschlossen, das Paradies zu schaffen".

Die "Malerei" als autonome künstlerische Ausdrucksform war Mitte der 1990er Jahre noch mit einem Makel behaftet, weil das Medium an die propagandistische Doktrin des sozialistischen Realismus unter Stalin erinnerte. Dass Dubossarsky und Vinogradov ebenfalls von diesem Realismus ausgingen, machte das Werk in Künstlerkreisen noch umstrittener. Auch ihre "kommerzielle" Haltung war neu. Letztendlich erwiesen sich die Maler jedoch als genau auf der Höhe ihrer Zeit, mit ihrer Faszination für die komplexe Gratwanderung zwischen der Bewahrung der eigenen russischen Kultur und der Aneignung der westlichen (Massen-)Kultur.

Die Darstellungen von Dubossarsky und Vinogradov sind halluzinatorisch: leuchtende Farben, ein lustvoller Malstil, übereinander stürzende Figuren, orgasmische Szenen voller Details, explizite Erotik, Verweise auf die Anbetung der Massenkultur und große Panoramapolyptychen. Dubossarsky und Vinogradov tun alles, um den Betrachter zu verführen, und demonstrieren eine neobarocke Haltung. Sie zaubern beeindruckende Szenen voller scheinbarem Sonnenschein und Pracht herbei. Malerisch und inhaltlich knüpfen die beiden an den sozialistischen Realismus an, der ebenfalls mit "optimistischen" Szenen gespickt war. Nur war er damals ausdrücklich als Propaganda gedacht, und zur Zeit dieser Malerei (in der Stalin-Ära) war bereits klar, dass die Realität grausam und düster war, was den "Optimismus" trübte. Das "Paradies" von Dubossarski und Winogradow ist eher eine Wunschvorstellung, um der düsteren sowjetischen Realität zu entkommen. Ironie ist ein wichtiger Bestandteil. Die Maler machen sich über den hedonistischen Materialismus lustig, der so utopisch erscheint, aber auch seine dunklen, zerstörerischen Seiten hat und zu einer eigenen Realität innerhalb der Realität der Neuen Reiche in Russland geworden ist. Ein amerikanischer Rezensent nannte eseine alberne, typisch russische Satire auf die Konsumeuphorie".

In einer der jüngsten Serien - "Für Tapferkeit" (2011) - sind Dubossarsky und Vinogradov deutlich nachdenklicher, ja sogar nostalgischer eingestellt. For Valour" ist eine Parade sowjetischer Veteranen, die stolz mit ihren Medaillen posieren. Hier gewinnt der Bezug zum sozialistischen Realismus noch an Tiefe. Diese Russen sind echte Helden (der sozialistische Realismus malte hauptsächlich projizierte Helden). Sie kämpften gegen die Nazis und kämpften für ein freies Russland. Dass sie auch Soldaten der (stalinschen) Sowjetunion waren, macht die Sache komplex.

Dubossarsky und Vinogradov sind in ihrer Thematik unverkennbar russisch, aber als Künstler stehen sie in der Tradition von Persönlichkeiten wie Andy Warhol, Jeff Koons und Takashi Murakami. Sie umarmen das Äußere und spiegeln den zeitgenössischen Hedonismus wider, aber mit einer "Kante". Das macht ihre Malerei vielschichtiger. In den Werken des Duos kommen mehrere Einflüsse zusammen, so dass die Maler mit beiden Beinen in der (eigenen) Kunstgeschichte stehen und sich mit dem Zeitgeist verbinden. Der sozialistische Realismus ist ihr Hauptbezugspunkt. Der (Neo-)Barock - auch in der katholischen Kirche beliebt - inspiriert ihr kompositorisches Bildprogramm. Von der Pop-Art leihen sie sich die Faszination für Bilder und Motive aus den Massenmedien. Und in der Postmoderne finden sie die Vorbilder für ihre Künstlerpose. In diesem Cocktail aus (russischer) Tradition und zeitgenössischem Lebensgefühl blüht ihre Malerei auf. Die Maler waren 1994 ihrer Zeit voraus und stehen im Rückblick exemplarisch für die Entwicklungen, die das heutige Russland durchlaufen hat.

Die Ausstellung in der Kunsthal KAdE zeigt sowohl ältere Gemälde als auch neuere Serien wie "For Valour". Außerdem ist eine Gruppe von Aquarellen zu sehen.


 

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