Vom 19. September 2015 bis zum 3. Januar 2016 wird in der Kunsthal KAdE Amersfoort die Ausstellung Expedition land art gezeigt. Diese Ausstellung wurde anlässlich der Veröffentlichung des Buches organisiert: Expedition Land Art von Sandra Smallenburg. Obwohl die Sammlungen niederländischer Museen viele Werke internationaler Land-Art-Künstler enthalten, wurde in den Niederlanden bisher keine größere Ausstellung über diese Bewegung gezeigt. Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Kunsthal KAdE stehen sechs Pioniere der Land Art-Bewegung: Nancy Holt, Robert Smithson, Walter De Maria, James Turrell, Richard Long und Marinus Boezem sowie ihr Einfluss auf eine jüngere Generation von Künstlern, nämlich Francis Alÿs, Tacita Dean, Mario Garcia Torres, Zeger Reyers, Pierre Bismuth und Lara Almarcegui.
Pioniere der Land Art
In den späten 1960er Jahren beschlossen mehrere Künstler auf beiden Seiten des Atlantiks, die geschützten, weißen Räume von Galerien und Museen zu verlassen und in die freie Natur zu gehen. In den Vereinigten Staaten fuhren Michael Heizer, Nancy Holt, Robert Smithson und Walter De Maria tief in die Wüste, um ihre Spuren auf Sandflächen und Salzseen zu hinterlassen. In Europa begannen Richard Long und Marinus Boezem mit natürlichen Materialien wie Steinen und Felsen, Bäumen und Ästen zu arbeiten.
Jetzt, fast ein halbes Jahrhundert später, wird erst deutlich, wie einflussreich diese Pioniere der Land Art waren. Seitdem ist die Idee, dass man außerhalb etablierter Institutionen, vor Ort, Kunstwerke schaffen kann, für immer in der zeitgenössischen Kunst verwurzelt. Sogar eine Reise kann ein Kunstwerk sein; die Inspiration liegt auf dem Weg. Die Land Art hat die Kunst in ein Abenteuer verwandelt. Die Freiheit und der Mut, die in den Kunstwerken der 1960er und 1970er Jahre zum Ausdruck kamen, sind auch in der heutigen Kunst zu spüren.
Land Art in der Kunsthal KAdE
Diese Ausstellung zeigt, wie sehr die heutige Künstlergeneration diesen Land-Art-Künstlern verpflichtet ist. Francis Alÿs und Guido van der Werve folgten ihren Spuren in Wüsten und Polarregionen. Tacita Dean und Mario Garcia Torres pilgerten zu den Orten, an denen Robert Smithson arbeitete. Zeger Reyers und Lara Almarcegui arbeiten gerne mit natürlichen Materialien. Sie halten die Ideen der Pioniere lebendig, indem sie sich selbst immer wieder auf Abenteuer begeben.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von:
Lara Almercegui (ES, 1972) | Francis Alÿs (BE, 1959) | Marinus Boezem (NL, 1934) | Pierre Bismuth (FR, 1963) | Tacita Dean (UK, 1965) | Walter De Maria (US, 1935 - 2013) | Mario Garcia Torres (MX, 1975) | Nancy Holt (US, 1938 - 2014) | Jan Robert Leegte (NL, 1973) | Richard Long (UK, 1945) | Zeger Reyers (NL, 1966) | Robert Smithson (US, 1938 - 1973) | Theo Tegelaers (NL, 1963) | James Turrell (US, 1943) | Guido van der Werve (NL, 1977)
Die Installationen in der Haupthalle umfassen Holzkreis, ein Holzkreis von 1977 mit einem Durchmesser von 700 cm von Richard Long aus der Sammlung des Van Abbemuseums und Rietveld bewegt von Fans nach dem 1968 ausgestellten Original von Marinus Boezem. Der britische Künstler Long schafft seine Werke im Gehen. Unterwegs baut er Skulpturen aus Steinen, hackt Linien in den Wüstensand oder legt Kreise aus Ästen aus - Bilder, die er dann fotografisch festhält. Seit Ende der 1970er Jahre bringt Long diese Natur auch in die Museen zurück. Dann legt er Schieferstücke oder Holzbrocken wie Puzzleteile aneinander, bis sie einen perfekten Kreis oder ein Rechteck bilden. Der niederländische Künstler Marinus Boezem will dem Betrachter mit dieser konzeptionellen Arbeit die Struktur eines Zuckerrohrfeldes vor Augen führen, indem er mit Ventilatoren darauf pustet und es in Wellenform bringt. Neben diesen lebensgroßen Installationen sind auch verschiedene Skizzen, Fotografien und Drucke der beiden Künstler zu sehen. Von Richard Long, die Installation Linie Weißer Marmor von 1986 zu sehen.
Spiralförmiger Steg von Robert Smithson
In einem der Schränke ist der von Robert Smithson gedrehte Film über Spiral Jetty zu sehen. Am Ostufer des Großen Salzsees in Utah ließ Smithson 1970 einen 450 Meter langen Spiralsteg aus 7.000 Tonnen Basaltgestein errichten. Zu dieser Zeit hatte das Algenwachstum den Salzsee an einigen Stellen tiefrot gefärbt. Smithson, ein großer Fan der Science-Fiction-Geschichten von J.G. Ballard, sagte, die Landschaft erinnere ihn an den Mars. Kurz nach der Fertigstellung verschwand der Steg aufgrund eines Anstiegs des Wasserspiegels.
Spiral Jetty tauchte 2002 nach drei Jahrzehnten wieder auf, vom Salz gebleicht. Seitdem kann das Kunstwerk wieder besichtigt werden. Um dorthin zu gelangen, muss man etwa 30 Kilometer auf holprigen Schotterstraßen durch eine Landschaft von unwirklicher Schönheit fahren.
Pilgerfahrt zum Spiralsteg
Die britische Künstlerin Tacita Dean unternahm 1997 eine Pilgerreise zur Spiral Jetty, die jedoch am Rande des Großen Salzsees gestrandet war. Smithsons Steg war damals unter der Wasseroberfläche verschwunden, und Wegweiser gab es zu der Zeit nicht. Dean suchte also vergeblich nach dem Kunstwerk - eine Suche, die das Klangwerk Auf der Suche nach dem Spiralsteg die in der Ausstellung zu hören sind. Jahre später, im Jahr 2013, reiste Dean erneut in die Region. Auf den Spuren von Smithson und Holt machte sie eine Autoreise durch Utah, Nevada und Kalifornien. Die jenseitige Landschaft, die sie dort gefilmt hat, war so trostlos wie vor knapp einem halben Jahrhundert. In ihrem Film JGDie ebenfalls in der Ausstellung gezeigten seltsamen Salzkristalle des Mono Lake, die bizarren Spiegelungen des Great Salt Lake und die schwülen Salzebenen des Great Basin bilden eine zeitlose Kulisse, in der Gürteltiere langsam vorbeikriechen und Wassertropfen über die Salzkrusten gleiten. Ebenfalls von Dean stammt die metergroße Gravur Quatemary (234 x 683 cm, 2014) ausgestellt.
Grüne Kathedrale und Himmelsgewölbe
Vor den Toren von Almere steht eine prächtige gotische Kathedrale, die in den letzten 30 Jahren buchstäblich aus dem Polderboden gewachsen ist. Marinus Boezem pflanzte die Kirche 1987, indem er die Konturen und Säulenreihen mit 178 italienischen Pappeln zeichnete. Seitdem sind die Bäume zu mächtigen, dreißig Meter hohen Säulen herangewachsen und die Grüne Kathedrale tatsächlich als dreischiffige Kirche, deren Betonwege die Querrippen des imaginären Gewölbes widerspiegeln. Boezem hat sich für den Grundriss (150 x 75 Meter) an Notre-Dame in Reims orientiert, dem Höhepunkt der gotischen Architektur. In dem an die Grüne Kathedrale angrenzenden Wald verschonte der Künstler eine Lichtung von genau derselben Größe: eine Gegenkathedrale. Wenn man vom Himmel auf sie herabschaut, ist es, als hätte die Hand Gottes eine Gruppe von kathedralenförmigen Bäumen angehoben und sie einige hundert Meter entfernt wieder auf den Boden gesetzt.
In der Wüste von Arizona arbeitet der amerikanische Künstler James Turrell seit mehr als 40 Jahren an seinem Meisterwerk: Rodenkrater. Dieser riesige Vulkankrater soll ein Ort werden, an dem Besucher den Himmel und die Sterne in ihrer optimalen Form betrachten können. In den Dünen von Kijkduin hat Turrell bereits eine etwas kleinere Vorschau auf Rodenkrater gemacht: Das himmlische Gewölbe. In diesem künstlichen Krater lädt der Künstler dazu ein, sich auf eine Steinbank zu legen und in den Himmel zu starren. Mit ein wenig Konzentration vollzieht sich dann ein kleines Wunder. Der Horizont scheint sich zu verziehen, der Himmel beginnt sich zu wölben und man hat das Gefühl, unter einem riesigen Käsekegel gefangen zu sein. Expedition land art von Turrell zeigt Modelle, Fotografien und Skizzen.
Sonnentunnel
Von Nancy Holt (Ehefrau von Robert Smithson) stammen die Videos: Sumpf (1969), Sonnentunnel (1978) und Die Entstehung der Amarillo-Katastrophe (1973-2013) und der Film Mono See (1973-2013) zu sehen. Holt kaufte 1974 ein 16 Hektar großes Stück Wüstenland an der Westseite des Großen Salzsees an der Grenze zwischen Nevada und Utah. Hier, Stunden von der Zivilisation entfernt, ließ sie vier Kanalisationsrohre aus Beton verlegen - jedes über fünf Meter lang und 22 Tonnen schwer -, die genau so ausgerichtet waren, dass sie den Auf- und Untergang der Sonne im Hochsommer und im Mittwinter einrahmten. In die Decken der Rohre ließ Holt Löcher bohren, die den verschiedenen Sternbildern entsprechen. Wenn die helle Wüstensonne durch sie hindurchscheint, werden diese Galaxien auf den Boden der Tunnel projiziert. Die Röhren sind groß genug, um aufrecht darin zu stehen. Die Kreise rahmen den Blick auf die Umgebung ein - eine Landschaft, die seit Millionen von Jahren unberührt aussieht. Sie sind Betrachter, aber sie sind auch Sonnenuhren. Sie markieren den Lauf der Jahreszeiten, drehen sich mit der Erde und fangen die Sonne zur Untergangszeit ein, wie eine moderne Version des englischen Stonehenge.
Frei schwebender Baum" im Treppenhaus der Ausstellungshalle
Künstler Zeger Reyers schafft für Expedition Land Art ein standortspezifisch Kunstwerk in der Mitte des zweigeschossigen Treppenhauses der Kunsthal KAdE. Reyers platziert einen lebenden Baum waagerecht im Treppenhaus Frei schwebender Baum. Indem der natürliche Wachstumsvektor des Baumes gekippt wird, werden seine Kraft und sein Potenzial visuell zunichte gemacht, aber gleichzeitig wird der Baum durch ein künstliches Licht dazu verleitet, weiter zu wachsen. Das Werk spielt auch mit den aktuellen Ansichten über kultiviertes Grün, das heutzutage allzu oft auf frenetische Art und Weise im Wohnbereich eingesetzt wird.
Frei schwebender Baum wird - in anderer Form - auch in der Ausstellung Der Lauf der Dinge (über Ursache und Wirkung vom 23. Januar bis 8. Mai 2016) zu sehen sein.
Breaking Ground: Broken Circle / Spiral Hill
Im Kino Breaking Ground: Broken Circle / Spiral Hill'. (1971-2011) zu sehen. Der amerikanische Künstler Robert Smithson hat ein weltberühmtes Land-Art-Werk geschaffen; Broken Circle/ Spiral Hill (1971) in der Sandgrube der Firma De Boer in Emmerschans, in der Nähe von Emmen. Smithson drehte im Rahmen seiner "Erdarbeiten" immer ein Video, das er aus einem Flugzeug oder Hubschrauber heraus aufnahm. Aufgrund seines frühen Todes im Jahr 1973 hat er das Video von Gebrochener Kreis/ Spiral Hill es nie vollenden konnte. 40 Jahre nach seiner Fertigstellung in Emmen ist das Video unter der Endredaktion der Künstlerin Nancy Holt und in Zusammenarbeit mit SKOR (Theo Tegelaars) und einer niederländischen Crew nun doch noch realisiert worden. Das Video kombiniert das ursprüngliche Filmmaterial von 1971 mit neuen Aufnahmen und Tonaufnahmen, die im Frühjahr 2011 in Emmen gemacht wurden.
Der Pioniergeist der Land Art lebt unter zeitgenössischen Künstlern weiter
Wer ein Auge dafür hat, erkennt den Pioniergeist der Land Art-Künstler in den Werken zahlreicher zeitgenössischer Künstler. Man kann ihn in dem magischen Video Nummer Acht: Everything is going to be alright (2007) von Guido van der Werve sehen, in dem der Künstler allein über ein Eisfeld läuft, während er von einem riesigen Eisbrecher verfolgt wird. Derselbe Pioniergeist findet sich in dem Werk "When Faith Moves Mountains" von Francis Alÿs, das 2002 in der Nähe von Lima in Peru entstand, und in dem Film The Schlieren Plot des mexikanischen Künstlers Mario Garcia Torres. Seit 2013, Spiralsteg von Robert Smithson setzte sich auch in der digitalen Welt fort. Dann tauchte der Spiralsteg in der virtuellen Landschaft des beliebten Videospiels Minecraft auf. "Spiral Jetty ist der Archetyp der Land Art". meint Jan Robert Leegte, Schöpfer des digitalen Spiralstegs. Deshalb musste er auch einen Platz im Spiel bekommen. Von Leegte ist im Expeditionsland Kunst das Video Neuauflage von Robert Smithsons Spiralsteg in Minecraft'. (2013) zu sehen.